Mittwoch, 23. Mai 2018

Unearthly

Der 10. Tag meiner Reise nach Westen, seit ich mich von den Freunden in Vermont verabschiedete.
Meistens bin ich gefahren, wurde regelmäßig nach rund 8 Std. müde davon und hab mir dann ein Hotel gesucht. Oft irgendwelche nicht erwähnenswerten Hotelketten. Wegen billig und hop rein, hop raus.
Rund 4.000 Km fast ohne Pause nur: fahren, essen, schlafen, fahren, essen, schlafen ...
Irgendwann war es dann genug, da hab ich mich von Sonntagabend bis Dienstagmorgen in eine Camp in die Wälder zurück gezogen.


Ein kleines Cabin gemietet in der Nähe von Hill City in den Black Hills
Hab ein wenig geschrieben, viel geschlafen ... aber das Wifi im Cabin war mies und das das ewige Rauschen der Wälder kann mit der Zeit etwas nervtötend werden, so hab ich mich im Städtchen rumgedrückt. Etwas zu sehr auf alt getrimmt, etwas zu touristisch ... aber es waren noch keine Touristen da, ausser mir und einem Holländer.

Hill City Downtown
Hab mir ein Café gesucht mit bestem Wifi und Einheimischen und gutem Kafi und was zu Essen.
Ich hab `ne Nase für so was ... gleich das erste Café war genau das richtige. Mein Zuhause für knapp 3 Tage ...

... das Hill City Café 
Das Personal etwas ländlich-rustikal, sehr laut aber freundlich und aufmerksam.

... innen 1 ...


... innen 2 ... mein Stammplatz 


mein Nachtessen



Natürlich kann man nich immer nur im Café rumhocken, oder schlafen oder sich blöde Geschichten ausdenken und damit die Leute belästigen.
Also hab ich mir was angeguckt ... Zu allem Überfluss auch noch was, das mir eigentlich einen Kilometer am Arsch vorbei geht ... sowas NationalStolzDingsbums.
Mit zwei Worten Mount Rushmore ... is noch schlimmer als sichs anhört ...
aber seht selbst...


... und NEIN das sind nicht die Beatles! ... schön wärs!

Es gibt einen Weg vom Parkplatz .... was red` ich Parkareal ... 
6 riesige Parkflächen übereinander in den Berghang einbetoniert ... allein das schon ...
Der Hammer aber ist dieser neoklassizistische Zugang zum Allerheiligsten ... 

das erinnert ein wenig an die Mach(t)werke von Albert Speer.
Nun gut ... der Hintergrund ist ein Anderer ... nichtsdestowürg! 

Da bin ich einfach letzte Hälfte letzten Jahrhunderts und fertig!


... fand ich ziemlich geprunkt!

ABER dann ... weiter auf dem Weg nach Westen ... schon weit draussen aus den Black Hills
kam die nächste Attraktion auf meiner Liste ... da hatte ich eigentlich genau so wenig Lust drauf wie auf die 4 Steinköppe ... ABER ich sollte eine Überraschung erleben!



Aber erstmal Abschied von den Black Hills ... at their best


... schon von Weitem ... noch 13 Km entfernt ... mutet es überirdisch an ... 




... wie ein Alien in der friedlichen Landschaft ...
DEVILS TOWER

... was sich beim Näherkommen nicht ändert ...

... jeder hat hier so seine Erlebnisse (na, manche auch nicht!!)
Der kleine grüne Punkt aber auf jeden Fall ... siehst Du ihn?

However ...
Ich war schon auf dem Rückweg vom Berg zum Auto, als ich ein Schild las, das darum bat, Menschen, denen dieser Ort heilig ist und die hier zum Beten hinkommen nicht zu stören und die "Holy Clothes" nicht zu berühren.
Etwas liess mich auf dem Punkt umdrehen ... ich musste Laufen ... jetzt und sofort.
So lief ich einmal um den Tower ... ein Weg von vielleicht einer Stunde ... die Touristen wurden weniger und weniger, je länger ich lief.
An den Bäumen hingen manchmal rote Bänder und einige Bäume waren wie mit Wolle oder gestricktem umgarnt ... 

... die "Holy Clothes" dachte ich.

Als ich meine Runde fast vollendet hatte, gingen vor mir zwei Männer, ein Junger und ein Alter.
Sie gingen gleichmässig, aber langsam, so ging ich an ihnen vorbei auf dem schmalen Pfad.
Ich sagte brav "hi!" bekam aber keine Antwort ... auch gut!
Nach dem älteren der Beiden drehte ich mich kurz um, als ich an ihm vorbei war, er lächelte ganz fein.
Ich kann mich an keine Zeit erinnern ... aber sicher waren die beiden inzwischen 10 - 20 m hinter mir geblieben, als jemand ganz deutlich neben meinem rechten Ohr "hello" sagte.
Ich drehte mich erschreckt um, eben weil dich dachte die beiden seinen schon weit zurück geblieben.
Da war niemand ... weder direkt neben meinem Ohr ... noch in 10 oder 20 Meter Entfernung.

Die beiden Männer waren einfach verschwunden, der Weg war fast grade, ich konnte sicher 100m zurück schauen .... niemand!
Komischerweise irritierte es mich gar nicht, dass niemand da war.

Im Gegenteil, ich fühlte mich eigentümlicherweise ... wie willkommen ... eingeladen ... verbunden.

Ich tat wie Don Juan dem jungen Carlos Castaneda* geraten hatte.
Ich verhielt mich mit Hochachtung, verbeugte mich knapp in Richtung der Verschwunden und schenkte dem Ganzen keine weitere Aufmerksamkeit.
Denn Geister sind Geister ... man hält sich besser fern von ihnen, egal ob sie freundlich sind oder nicht.

Nach diesem Erlebnis fuhr ich weg.
Das Erlebnis aber blieb bei mir.





Das Wetter änderte sich ...


... nach vielen hundert Kilometern und einer nicht erwähnenswerten Nacht ...

... kam ich an den Yellowstone River .... voll bis oben mit Wasser .... es hat hier wohl schon lange und viel geregnet.

... am Morgen hatte ich mir in meinem Lieblingsort Livingston Montana ein Hotel gebucht ...

... ich sags ja ... ich hab ne Nase dafür ...

... ein kleines Reich mit 2 Zimmern, Küche Bad für mich ...

ein Lieblingssessel ist auch da ...

... ich mag "liebevoll" .... 

... Bildschirm drehen !!

... meine Armbanduhr passt zur Armatur ... das reimt sich sogar ....
Hier bleib ich jetzt fast 3 Tage!


  
*  Carlos Castaneda > LINK < Wiki
Mehr erfahren? Link (english)




Geschrieben in Livingston Montana in Murrays Hotel am 23. Mai 16:00h Ortszeit

Überarbeitet in Livingston Montana in Chadz Coffee Shop 24. Mai 8:20h Ortszeit













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